Workshop vermittelt den richtigen Umgang mit dem Handy

ein Beitrag aus der Waltroper Zeitung

"Der Lehrer wird heimlich gefilmt, das wenig vorteilhafte Foto des Mitschülers zum Meme: Handys sind eine Belastung für die Schulen. Das THG in Waltrop will gegensteuern."

Viele Kinder würden in der fünften Klasse ihr erstes Smartphone bekommen, passend zum Wechsel auf eine weiterführende Schule, sagt Benedikt Susteck. Vor diesem Hintergrund sei am Waltroper Theodor-Heuss-Gymnasium die Idee entstanden, erläutert der Erprobungsstufenkoordinator weiter, „das ein bisschen zu begleiten“. Und so findet an diesem Donnerstagabend (26.9.) ein Handy-Workshop für Eltern und Schüler statt. Dieser richtet sich ganz bewusst an beide. Dahinter steht die Hoffnung, dass sich Erwachsene und Kinder auch zu Hause gemeinsam mit dem Handy beschäftigen - und vor allem mit den Problemen, die dieses mit sich bringen kann.

„Die Kinder werden durch ihre Smartphones abgelenkt, sie zocken nachmittags viel und sie sehen Dinge, die sie nicht sehen sollten“, sagt Susteck. „Wir können das nicht komplett verhindern, aber wir wollen mal ausprobieren, ob wir das nicht ein bisschen abfedern können.“

Und so geht es in den insgesamt sieben Arbeitsgruppen am THG um den Einbau einer Kindersicherung fürs Handy, Algorithmen und die „Filterbubble“ oder die Frage, wie man sich vor unerwünschten Inhalten und Kontakten schützen kann.

„Wir merken, dass die Smartphones eine Belastung für die Schulen sind“, sagt Susteck - und deshalb seien sie auch ein Thema für die Schulen. Wobei am THG für die Mädchen und Jungen der Sekundarstufe I eigentlich ein Handyverbot herrscht. Doch vor und nach dem Unterricht würden sich die Kinder und Jugendlichen in Trauben hinter den Geräten versammeln. „Ich höre auch Geschichten von Mittelstufenschülern, die zur Toilette gehen, um dort heimlich TikTok zu gucken“, so Susteck. Und in der Oberstufe, wo die jungen Erwachsenen ihr Smartphone in der Pause nutzen dürfen, würde er sich die Pausen kommunikativer wünschen: „Alle gucken aufs Handy.“

Dabei geht es dem Gymnasium nicht darum, das Handy zu verteufeln. Denn die Fünftklässler etwa können durchaus gute Gründe nennen, warum sie eines benötigen: Damit die Eltern wissen, wo sie sind. Damit sie sich verabreden können. Damit sie zu Hause Bescheid sagen können, wenn sie den Bus verpasst haben. Wichtig sei aber, die Möglichkeiten bewusst und verantwortungsvoll zu nutzen, so Susteck. „Zumal wir in den Schulen beobachten, dass die Lernleistung, die Merkfähigkeit, die Aufmerksamkeitsspanne in den vergangenen zehn Jahren ein bisschen abgenommen haben. Auch wenn ich nicht weiß, ob das alles am Handy liegt.“ Und so geht es in einer der Arbeitsgruppen auch darum, wie man Fähigkeiten wie die Gedächtnisleistung wieder trainieren kann - selbstverständlich ohne digitale Hilfe.Geleitet werden die Angebote von Lehrern - und von Medienscouts. Dahinter verbergen sich Mittelstufenschüler, die ursprünglich als „Digi-Helden“ den Jüngeren bei der Arbeit mit dem iPad helfen sollten, sich inzwischen aber auch medienpädagogisch weitergebildet haben - und präventiv arbeiten. Denen zuzuhören, sei auch für Erwachsene interessant, sagt Julia Hater aus dem Team Digitalisierung. Weil es einem den Blick dafür öffne, wie wenig man etwa als Lehrer teilweise mitbekommt - selbst wenn man es eigentlich will. „Etwa davon, dass Schüler andere im Unterricht fotografieren und daraus Memes machen, die sie weiterschicken“, so Hater. „Und da sind dann natürlich auch Bilder dabei, die man nicht von sich sehen möchte.“ Oder davon, dass Schüler heimlich einen Lehrer filmen. „Mitschnitte und Fotografien sind sowieso ein Problem. Da geht es um den Datenschutz, um rechtliche Fragen, mitunter sogar in den strafbaren Bereich hinein. Das ist den Schülern oft gar nicht bewusst“, so Susteck. Den Medienscouts hingegen schon: Und so klären sie die Jüngeren auf Augenhöhe darüber auf, was man mit dem Smartphone lieber nicht machen sollte - und welche Schwierigkeiten der einzelne bekommen kann, wenn ihm dieser Ratschlag egal ist.

"Nicht öffnen! Nicht stressen lassen!"

Auch Nina Fürst und ihre Tochter Pauline (10) aus der Klasse 5b kommen gerade aus Workshops mit Medienscouts. In dem einen sei es um Tipps und Regeln für die (WhatsApp-)Klassengruppe gegangen, erzählt Pauline. „Dabei ist uns klargeworden, dass da so unnötige Nachrichten wie ‚Hallo, wie geht‘s dir?‘ und ‚Guten Morgen‘ oder Sticker nicht reingehören, sondern dass man dort nur über wichtige Dinge chattet, also über Hausaufgaben oder den Stundenplan.“

In dem anderen wurde vermittelt, was Schüler tun können, wenn sie ungefragt unerwünschte Inhalte von Unbekannten erhalten - etwa Videos oder Kettenbriefe: „Nicht öffnen! Nicht stressen lassen! Nicht teilen! Nicht glauben! Nicht verharmlosen! Nicht verheimlichen!“ So steht es auf dem Flyer zu dieser Arbeitsgruppe - neben einer Liste von Personen, die helfen können.

Den richtigen Umgang mit dem Handy zu vermitteln sei natürlich in erster Linie Aufgabe des Elternhauses. „Aber ich finde es perfekt, wenn die Schule das unterstützt“, sagt Nina Fürst, die selbst Realschullehrerin ist. Sie hat mit ihrer Tochter auch verabredet, dass sie immer mal wieder gemeinsam in die WhatsApp-Gruppen schauen werden, „um zu checken, was da so läuft“. Und klar sei auch, dass Pauline einige Apps wie TikTok oder Instagram noch nicht bekommen soll - aus Sorge, dort auf Inhalte zu stoßen, die sie vielleicht noch nicht so gut „verpackt“. „Aber wir in meinem Freundeskreis schwärmen da auch noch nicht so von“, sagt Pauline. Das könnte sich aber bald ändern - und dann ist sie darauf jetzt möglicherweise besser vorbereitet.

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