80 Jahre Befreiung: Erinnern an, Erzählen über, Weitergeben von Maria Wieclaws Schicksal

Am 4. April 2025 fand in Waltrop eine bewegende Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Abtreibungs- und Entbindungslagers Waltrop-Holthausen statt und die Einweihung des Menschenrechtsortes zum Artikel 4. Die Stadt Waltrop hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen, bei der Bürgermeister Marcel Mittelbach und die Gleichstellungsbeauftragte Mareike Berweger die Anwesenden begrüßten.

Unter den Gästen waren Vertreter:innen der Initiative „Omas gegen Rechts“ aus Datteln und Waltrop sowie Schüler:innen der weiterführenden Schulen aus Waltrop – der Realschule, der Gesamtschule, des Theodor-Heuss-Gymnasiums – sowie der Wolfgang-Borchert-Gesamtschule aus Recklinghausen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Gedenken an die schwangeren Zwangsarbeiterinnen, die im Lager Waltrop-Holthausen unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten mussten. Besonders eindrucksvoll war die Vorstellung des Lebensweges von Maria Wieclaw, der von Schüler:innen in Gedichtform und mit einem biografischen Beitrag gewürdigt wurde.

Das Schicksal von Maria Wieclaw

Maria Wieclaw wurde als junge Frau aus der heutigen Ukraine nach Deutschland verschleppt. Während einer Hamsterfahrt wurde sie von deutschen Soldaten gefangen genommen und über Polen ins westfälische Soest gebracht, wo sich ein großes Durchgangslager für Zwangsarbeiter:innen befand.

Sie arbeitete zunächst in einem Betrieb in Lippstadt, später auf einem Bauernhof in Paradiese, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Nach Entdeckung ihrer Schwangerschaft wurde sie im sechsten Monat in das Entbindungslager Waltrop-Holthausen eingewiesen.

Dort herrschten katastrophale Zustände: kaum Nahrung, Zwangsarbeit bis kurz vor der Geburt, unhygienische Unterkünfte und mangelhafte medizinische Versorgung. Ihre Tochter Valentina kam im November 1944 zur Welt, starb aber kurz darauf unter ungeklärten Umständen. Maria glaubte später, dass ihr Kind möglicherweise verschleppt wurde.

Nach ihrer Entlassung Anfang 1945 erlebte sie bei einem Bauern die Befreiung und traf ihren Partner wieder. In einem Lager für Displaced Persons heirateten die beiden und zogen später nach Polen. Eine Entschädigung für ihr erlittenes Leid erhielt Maria nie.

Erinnern für die Zukunft

Die Gedenkveranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die Erinnerung an diese dunklen Kapitel der Geschichte wachzuhalten. Die Beiträge der Schüler:innen machten deutlich, dass das Schicksal von Maria Wieclaw kein Einzelschicksal war – und dass auch junge Generationen Verantwortung dafür tragen, sich gegen das Vergessen zu stellen. Besonders beeindruckend war das generationsübergreifende Erinnern: Schüler:innen, Lehrkräfte, Initiativen wie die „Omas gegen Rechts“ sowie städtische Vertreter:innen trugen gemeinsam dazu bei, Geschichte lebendig zu halten. Diese Begegnungen zwischen den Generationen verliehen der Veranstaltung eine besondere Nähe und eindringliche Wirkung.
Wir danken der Stadt Waltrop, den beteiligten Schulen, den „Omas gegen Rechts“ sowie allen Mitwirkenden für diesen würdevollen und berührenden Tag des Erinnerns. Ein besonderer Dank gilt der begleitenden Kollegin Claudia Mieck für ihre Unterstützung.

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